Osteoanthropologie beschäftigt sich mit der Untersuchung menschlicher Skelettreste. Diese können uns helfen, ein klareres Bild von den Lebensumständen vergangener Zeiten zu gewinnen.
Während die Archäologie versucht anhand der materiellen Hinterlassenschaften von Menschen auf deren Kultur und Lebensweise rückzuschließen, stehen in der Osteoanthropologie die knöchernen Überreste eben jener Menschen im Fokus.
Mittels verschiedener neuerer und neuester minimalinvasiver naturwissenschaftlicher Methoden lassen sich beispielsweise Aussagen über mögliche Herkunft, Ernährung oder Verwandtschaft ebenso treffen wie über die Zeit, wann das jeweilige Individuum in etwa verstorben ist. Dazu kommen „klassische“ Methoden, die völlig zerstörungsfrei sind, da sie auf Untersuchungen mittels des Auges des Bearbeiters beruhen. Je nach Erhaltungszustand und überliefertem Material liefern sie Antworten auf Fragen nach Alter, Geschlecht, Krankheiten, möglichen Todesursachen, Gewalteinwirkung durch Dritte, Lebensumstände oder bevorzugte Nahrung eines Individuums und erlauben uns Aussagen über die Demographie eines Gräberfeldes oder einer Siedlung zu treffen.
Daneben kann die Osteoanthropologie auch Informationen liefern, die man so möglicherweise nicht unbedingt erwarten würde. So lassen sich beispielsweise anhand der Verbrennungsgrade innerhalb eines Individuums Aussagen zur Temperatur und Dauer eines Feuers treffen. Die Lage eines Individuums während der Freilegung kann etwas darüber aussagen, ob hier eine Sekundärbestattung vorliegt oder ob natürliche Einflüsse die anatomische Anordnung von Knochen durcheinandergebracht haben.
Gerade diese Einflüsse, die unter den Begriff „Taphonomie“ zusammengefasst werden, spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der (Fehl)Interpretation eines Befundes (Stichwort „Sonderbestattungen“) und sind ein grundlegendes Argument für die Anwesenheit eines Osteoanthropologen bereits während der Freilegung menschlicher Skelette.
Neben der Unterscheidung von Knochenmaterial in Mensch und Tier (viele Kinderskelette werden gar nicht erst geborgen, weil sie fälschlicherweise als Kleinsäuger interpretiert werden) liefere ich ihnen bereits vor Ort eine erste Einschätzung zu Alter, Geschlecht und Pathologien sowie zur Taphonomie der Fundsituation und biete Ihnen eine Schulung der Grabungsmitarbeiter im Umgang mit menschlichen Überresten.
Mit archäologischem Hintergrund und von der Gesellschaft
für Anthropologie (GfA) als „empfehlenswerter Osteoanthropologe“ zertifiziert, verfüge ich über nunmehr fast 20 Jahre Praxiserfahrung „im
Feld“ im In- und Ausland und dem Erfahrungsschatz von etwa 3000 untersuchten Individuen. Der pietätvolle Umgang mit den Skelettfunden ist mir dabei eine persönliche Verpflichtung.